Einigkeit – Fehlanzeige! Roland und ich können uns auf nichts einigen. Schon allein bei unserem zukünftigen Namen hapert es. Ich möchte einen Doppelnamen, schließlich lebe ich schon sehr lange mit meinem Nachnamen, der für mich sehr schön klingt: Tanja Freund. Mein Roland heißt Vogel – auch ein schöner Name, aber den möchte ich nicht tragen. Als ich mit meinem Roland über meinen Wunsch spreche, lacht der sich fast kaputt. Da ich schon immer von einer riesigen, pompösen Hochzeit geträumt habe, bestehe ich darauf, was bei Roland auf Gegenwehr stößt. Er möchte alles lieber klein und übersichtlich halten. Am liebsten wäre es ihm, wenn wir einfach abhauen und dann dort heiraten? Ihm schwebt die Südsee oder Las Vegas vor, letzteres ist sein Favorit. Das geht auf keinen Fall! Was wäre das denn für eine popelige Hochzeit? Wir beide mit nur wenigen Leuten oder sogar ganz allein? Nein! Wir diskutieren, streiten, manchmal fließen (bei mir) auch ein paar Tränen. Trotzdem sind wir in diesem Punkt noch keinen Schritt weitergekommen. Unsere Familie ist uns keine große Hilfe. Ganz abgesehen davon, dass jeder meint, sich einmischen zu dürfen, gibt es inzwischen zwei Lager – pro Tanja und pro Roland. Dass das zusätzliches Konflikt-potential verursacht, liegt auf der Hand. Als wäre das nicht genug, mischt sich meine Mutter persönlich in alles ein. Ich verstehe sie irgendwie, denn von ihren beiden Mädchen bin ich die erste, die unter die Haube kommt. Da Dagmar inoffiziell ein Verhältnis mit ihrem verheirateten (!) Chef hat, ist eine Hochzeit in weiter Ferne. Ja, es kann sein, dass es meine Mutter nur gut meint und emotional viel zu tief drinsteckt. Trotzdem schießt sie regelmäßig übers Ziel hinaus und versucht ihrerseits, ihren Willen durchzusetzen. Wenn sie auf Gegenwehr stößt, scheut sie sich nicht davor, die anderen Familienmitglieder mit einzuschalten, die sich dann bei mir melden und versuchen, mich zu beeinflussen. Das nervt! Manchmal könnte man meinen, es ging um die Hochzeit meiner Mutter. Roland geht ihr inzwischen aus dem Weg. Ich habe sogar bemerkt, dass er am Haus vorbeifährt, wenn er ihren Wagen in der Einfahrt stehen sieht – ich kann ihn so gut verstehen. Dass das nur der Anfang von vielen, vielen Diskussionen ist, ahne ich zum Glück nicht. Kirchlich oder nur Standesamt? Seit ich denken kann, sehe ich mich bei meiner Hochzeit in einem traumhaften Kleid zu meinem Lieblingslied durch die Kirche schreiten, wobei alle Blicke auf mich gerichtet sind. Natürlich hat noch niemand eine schönere Braut gesehen, das ist ja klar. Für mich hat eine Hochzeit immer etwas mit der Kirche zu tun, auch wenn ich an sich damit nichts anfangen kann.
1.
„Du willst einen Doppelnamen? Niemals!“
„Warum denn nicht? Natürlich stellen wir deinen Namen voran. Roland Vogel-Freund, Tanja Vogel-Freund. Die Namen klingen doch super!“
„Damit sind wir das Gespött der Leute, das garantiere ich dir. Hast du dir den Namen schon mal in aller Ruhe angehört? Vogel-Freund! Das animiert einen ja geradezu zu den dämlichsten Wortspielen und Witzen. Nein, das kommt nicht in Frage! Und komm nicht auf die Idee, die Namen einfach auszutauschen, das würde nichts ändern.“
Wir diskutieren und streiten. Ja, ich muss zugeben, dass sich Vogel-Freund vielleicht doch etwas komisch anhört. Trotzdem bleibe ich stur, schließlich will ich den ersten Kampf nicht gleich verlieren. Blöd ist nur, dass auch Roland nicht klein beigeben will, er bleibt unerbittlich: Er will keinen Doppelnamen.
„So kommen wir nicht weiter. Du willst deinen Namen behalten, ich meinen. Unsere Argumente sind überzeugend und vernünftig. Warum behalten wir nicht einfach unsere Namen? Das ist doch heute sehr modern“, schlägt Roland schließlich vor, da wir uns einfach nicht einigen können.
„Dann weiß doch niemand, dass wir verheiratet sind.“ Ich beginne zu schwanken, der Gedanke gefällt mir eigentlich ziemlich gut.
„Wir wissen es, die anderen haben uns nicht zu interessieren. Allerdings wird deine Mutter nicht begeistert sein, die bekommt sicher einen Herzinfarkt.“
„Das ist doch ein sehr gutes Argument! Abgemacht, wir werden unsere Namen behalten.“
Dieser Punkt wäre geschafft, allerdings ist das ein ganz kleines Detail der Hochzeit, es gibt noch sehr viel mehr.
Ihr meint, dass ich mich auf die Hochzeit freue? Da irrt ihr euch gewaltig, denn es gibt tausend Kleinigkeiten zu klären, bei denen wir uns nicht dasselbe vorstellen und deshalb regelmäßig aneinandergeraten.
Manchmal denke ich mir, dass es vielleicht einfacher wäre, den Bräutigam auszutauschen – bitte auf keinen Fall weiter-sagen, denn das würde meinen echt Roland kränken. Außerdem finde ich nie wieder so einen verständnisvollen und loyalen Partner, auch wenn wir uns in vielen Dingen echt unterscheiden.
Trotzdem ist es meine Hochzeit und die möchte ich so feiern, wie ich sie mir erträumt habe. Ihr könnt versichert sein, dass ich alles versucht habe, um mit verschiedenen Methoden meinen Willen durchzusetzen, aber Roland ist manchmal echt stur.
„Eine standesamtliche Trauung reicht doch“, höre ich Roland bei einem Abendessen bei unserem Lieblingsitaliener Luigi sagen. Mir bleibt fast die Lasagne im Hals stecken.
„Bist du verrückt? Selbstverständlich heiraten wir in der Kirche!“, sage ich so laut, dass sich alle Köpfe zu uns drehen.
„Warum?“
„Um die Ehe vor Gott zu segnen“, sage ich voller Überzeugung. Dieses Argument muss ihn doch überzeugen.
„Soweit ich mich erinnere, bist du vor sieben Jahren aus der Kirche ausgetreten.“
„Das hat doch damit nichts zu tun!“
„Doch, hat es. Welcher Pfarrer sollte uns trauen?“
„Du bist in der Kirche, das reicht doch!“
„Aber ich lege keinen Wert darauf.“
Ich schildere in den schönsten Farben, unterstützt von ein paar Tränchen, wie ich mir schon immer meine Trauung vorgestellt habe. Roland ist sichtlich unbeeindruckt und isst einfach weiter, er kennt mich einfach zu gut.
„Ist es nicht lächerlich, wenn du mit bald 44 Jahren in einem weißen Brautkleid durch die Kirche gehst? Die Jungfräulichkeit nimmt dir doch keiner ab.“ Roland lacht jetzt auch noch.
„Das hat doch damit nichts zu tun!“
„Doch, hat es. Als Zeichen der Jungfräulichkeit…“
„Spar dir deine Klugscheißereien. Es ist nun mal mein Wunsch, in Weiß in der Kirche zu heiraten. Ich schreite an den Bankreihen an allen Gästen vorbei, und dazu gibt es mein Lieblingslied.“
„Und das wäre?“
„I do von ABBA“, sage ich stolz, wobei ich eine Gänsehaut bekomme, denn dieses Geheimnis habe ich noch nie jemandem anvertraut, noch nicht einmal meiner besten Freundin Silke. Ich komme mir sehr modern vor, da ich die üblichen Kirchenlieder, die sowieso keiner kennt, ablehne. „Ich habe schon vor Jahren eine Liste mit meinen Wunschliedern zusammengestellt, die während meiner Hochzeit gespielt werden sollen. Wunderschöne Lieder, darunter einige Evergreens. Die Liste liegt zuhause, du kannst sie dir später ansehen.“ Ich bin gut vorbereitet, das muss ihn doch beeindrucken, schließlich hat er nichts vorzuweisen.
Jetzt bleibt Roland der Bissen im Hals stecken. Er muss husten und lachen zugleich, was wieder alle Blicke auf uns zieht.
Ich bin beleidigt.
„Jetzt komm schon, Tanja. Du musst zugeben, dass die Vorstellung einfach lächerlich ist. Wenn schon Kirche, dann gehört auch vernünftige Kirchenmusik dazu. I do von ABBA, du bist echt witzig.“
„Das ist kein Witz! So stelle ich mir schon immer meine Traumhochzeit vor. Und du stehst vor dem Altar in einem hellblauen Anzug mit Rüschenhemd und hast nur Blicke für mich übrig.“
„Anzug ja, aber niemals in hellblau. Und ein Rüschenhemd kannst du dir abschminken, wir sind schließlich nicht in Las Vegas. Mir schwebt ein schlichter, dunkler Anzug vor, den man auch später zu verschiedenen Anlässen tragen kann. Mit einem hellblauen Anzug und Rüschenhemd sehe ich doch aus wie ein Clown.“
„Den kleinen Gefallen wirst du mir doch erfüllen können“, setze ich trotzig nach.
„Okay. Vorschlag: Kirche und weißes Kleid ja, hellblauer Anzug, Rüschenhemd und den ABBA-Song auf keinen Fall.“
Ich versuche mit allen Mitteln, mehr herauszuschlagen, aber Roland ist unerbittlich. Warum ist er nur so unflexibel? Wieder und wieder beschreibe ich ihm, wie ich mir das alles vorstelle, Details zeichne ich sogar auf die Serviette. Er hört und sieht sich das alles an, aber er gibt in keinem weiteren Punkt nach. Darüber, welches Standesamt und welche Kirche wir nehmen, sind wir uns überraschenderweise schnell einig. Das war auch schon so bei der Location der Feier. Wir können uns also auch schnell einigen, aber diesmal beiße ich auf Granit. Will ich zu viel? Nein, denn wie jede Frau will ich einfach nur die Hochzeit haben, die ich mir erträume. Warum sieht Roland das nicht ein? Heißt es nicht sogar, dass es der schönste Tag der Braut sein soll? Nein, das findet der Bräutigam nicht, so sehr ich auch bettle und alle Register ziehe.
Das wird ja eine schöne Hochzeit! Langweilig 08/15. Wir heiraten so wie Hinz und Kunz, so wie Krethi und Plethi, wie jedes x-beliebige Paar. So habe ich mir das nicht vorgestellt. Roland übrigens auch nicht, aber das interessiert mich nicht wirklich, schließlich geht es vor allem um meine Hochzeit. Die Braut steht im Mittelpunkt – und damit basta. Wir haben einen Kompromiss, mit dem wir beide leben können, obwohl ich echt enttäuscht bin. Ob sich Roland doch noch erweichen lässt? Ich habe meine Zweifel, denn der Mann ist manchmal echt stur.
Die Locations für die Zeremonien und das Grobe stehen – und jetzt geht es ans Eingemachte!…
Hardcover, TaschenbuchSammelband Tanja II
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Hochzeitsplanung in Pink:
Tanja plant ihre Hochzeit – und das ist eine Mischung aus Chaos und Desaster, gespickt mit einigen Peinlichkeiten…
Hochzeit auf chaotisch
Tanja heiratet – und dass die Hochzeit bei dieser Familie und Tanjas chaotischem Wesen nicht normal verläuft, liegt auf der Hand…
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